trauern und loslassen

Abschiede, die schmerzen - zugleich aber auch dankbar machen!

Trauer in Dankbarkeit um M. Jayapaul


So habe ich Jayapaul, einen meiner besten indischen Freunde, zuletzt gesehen. Am 14.2. und am 16.2.2024 konnte ich in Vellore ausführlich mit ihm reden. Es schien ihm besser zu gehen, er wollte sich allerdings schonen und kam deshalb nicht mit in die Yelagiri-Berge. Wir verabschiedeten uns hoffnungsvoll, meinten dann aber doch beide: "Wenn wir uns in diesem Leben nicht wiedersehen, dann im Himmel."

So wird es nun kommen. Heute erlag mein Freund  seinem Krebsleiden. Er war 3 Wochen jünger als ich, also auch Jahrgang 1951 und somit 'erst' 72 Jahre alt. Lest gerne meinen Nachruf und schaut euch Fotos von und mit ihm an. Jayapaul war mir ein Bruder, Freund, Vorbild und hoch geschätzter Partner. Er ist jetzt bei unserem Vater im Himmel. Da hat er es gut.

Trauer um meinen Bruder Wolfgang (8.9.1955 - 28.3.2022)


Wolfgang war vier Jahre jünger als ich selbst. Er wurde 66 Jahre alt. Wir hatten wenig Kontakt, mochten und respektierten uns jedoch und freuten uns, wenn wir uns trafen. Zuletzt war das im Oktober 2021. Da haben Marita und ich ihn, seine Frau Pamela und Tochter Tanja mit Enkel Noah in Baden-Baden besucht. Bitte betet besonders für sie. Für sie ändert sich das Leben spürbar und nachhaltig.

Es ist schon seltsam, wenn der Jüngere zuerst stirbt ... und mich lehrt, dass Leben weder verfügbar ist noch ewig währt. Oder letzteres doch? Ewig. Gerade das kurz bevorstehende Osterfest erscheint mir wie ein Fingerzeig oder Wegweiser für mich und alle Trauernden: Schau mal! Dort beginnt der "Auferstehungsweg". Mit Jesus Christus hat jedes Leben eine Perspektive. Auch das von Wolfgang und mein eigenes!

Jyothi, wir vermissen Dich


Schon wieder Trauer – aber auch dankbare Erlösung. Am 12. August 2021 verstarb Jyothi, die Ehefrau von Rev. Philip in Kovvoor im Alter von 55 Jahren. Jyothi hat viele Jahre gegen den Krebs gekämpft, ihre Familie, die Gemeinde und viele Christen in Indien und Deutschland haben für sie gebetet. Sehr lange haben viele gehofft, dass Gott ein Wunder tut ... Nun aber war ihre Zeit in diesem Leben vorbei. Am Ende hat Jyothi viel gelitten und mit ihr auch ihr Mann, die Tochter, zwei Söhne und Familie. Dankbar schauen wir nun auf das gesegnete Leben dieser überaus engagierten Frau zurück. In einem Nachruf auf der FMD-Homepage habe ich sie etwas beschrieben. Für mich persönlich war Jyothi die Seele des Hauses, eine tolle Gastgeberin und das Herz der Emmanuel-Gemeinde. Sie war eine starke Frau. Als Philip damals mit ihr zusammen die GSELC verlassen hat und nur mit wenig Gepäck in eine feuchte Bruchbude in Kovvoor gezogen ist, da stand sie ihm zur Seite. Sie hat die Gemeinde aufgebaut. In täglichen Hausbesuchen, unzähligen Krankengebeten und als Predigerin in Gottesdiensten und Andachten war sie im Grunde die Pastorin der Gemeinde – allemal wenn ihr Mann wieder einmal irgendwo unterwegs war. Jyothi war still und bescheiden, eine Kümmerin für uns Gäste, ihr Tee war mittelmäßig, ihre Chicken grandios. Immer gab es Obst, frische Dosai und Chappati, Cola und Sprite ... und ein Komfort, den wir vor allem wenn wir aus dem Stammesgebiet kamen, sehr zu schätzen wussten. Jyothi war Mutter ihrer Tochter und zweier Söhne, aber auch für zwei Ziehtöchter und diverse Dauergäste in dem offenen Haus. Schon jetzt weiß ich: wenn ich wieder einmal in Kovvoor bin, wird dem Haus von meinem Freund Philip die Seele fehlen. Und ich weiß, dass er extrem stark aus dieser Beziehung heraus gelebt hat. Möge Gott Philip schenken, dass er nun auch ohne seine Jyothi im Segen wirken kann. 

Weinen um Koida ...


Das Video anzuschauen, das ihr über den Link unten findet, schmerzt. Es ist in Koida aufgenommen. Das Dorf wird evakuiert. Das Wasser staut bereits bis ins Dorf zurück. Hier haben wir so viel erlebt! Ein Kinderheim wurde lange unterhalten, gesponsert von Kirchtimke/Tarmstedt. Das Stammesdorf am Ende der einzigen Straße in die Berge, war unser "Abenteuerort" vieles davon habe ich in meine Indienkrimis eingebaut, z.B. "Der Abstecher" oder auch "Mit dem Hahnenschrei" (Geschichte der Kirchwerdung der GSELC). Schaut euch gerne das Video an und trauert mit ... und das ist nur der Anfang.

Abschied von Poshn Rao


Sterben sie denn alle? Ja. Dass es aber so Schlag auf Schlag kommt, schmerzt. Nun ist auch Poshn Rao an Corona  gestorben. Er war schon alt, trotzdem ... Poshn Rao hat 1978 Paul Raj bei sich auf dem Hof aufgenommen. Bei meiner 1. Indienreise 1981 war er da und sein Hof war in der ersten Jahren unser Anlaufort. Seitdem verband uns eine gesitliche und emotionale Gemeinschaft. Der Pastor, zusammen mit Paul Raj selbst und zwei anderen als erste Pastoren der GSELC ordiniert, wohnte in Bhadrachalam. Auch er hat sich gegen Paul Raj und auf die Seite der damals gewählte Kirchenleitung gestellt. Gott segne die Angehörigen und Freunde von Poshn Rao. Weitere Infos findet ihr über diesen Link.

Rev. K. Daniel, ein guter Freund ist gestorben


 

Ein lieber Freund ist gestorben. Pastor Kannaiah Daniel wurde nur 58 Jahre alt. Mich verbindet sehr viel mit ihm: 40 Jahre Begegnungen bei weit über 40 Besuchen. Zuerst wahrgenommen habe ich ihn als stillen aber immer lächelnden jungen Pastor im Gefolge des "großen" Paul Raj. Danach haben wir gewissermaßen die Auf's und Ab's der jungen Kirche bis heute gemeinsam durchlebt, durchlitten und immer wieder auch voll Dankbarkeit Gott gegenüber bestaunt - je nachdem. K.Daniel war nicht unumstritten. Sein "dickes Fell" hat uns manchmal zugesetzt. Aber auch seine Kritiker bescheinigen ihm seine große Liebe zu Christus und die Kirche, seinen Einsatz für die Mission und das Wohl der ihm Anvertrauten. Wenn wir uns trafen, war der Beginn immer eine Umarmung und strahlende Gesichter. Dann fragte ich in Koya: "Zeimendine?" (wie gehts?) und er antwortete lachend: "zeimendina!" (mir gehts gut!). Ich werde ihn sehr vermissen und trauere um ihn gemeinsam mit seiner Familie und allen Schwestern und Brüdern in der GSELC.

Nun bleibt zunächst einmal Dankbarkeit zurück. Es war mir eine Freude und Ehre, diesen Mann gekannt zu haben. Aus dem Dankgebet erwächst Fürbitte: Für seine Familie und für die Kirche. Die Lücke, die er hinterlässt ist noch gar nicht abzusehen. Es bleibt völlig offen, wie es die Kirche hinkriegt, als Gemeinschaft von Christen und Gemeinden zusammen zu bleiben und den extremen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen.

Weitere Infos findet ihr über diesen Link.

Abschied von meiner Mutter


Am Tag vor Weihnachten 2018 starb meine Mutter. Sie wurde 90 Jahre alt und hat zuletzt in einem Altenheim gelebt. In ihrem letzten Lebensjahr war sie ans Bett gefesselt und körperlich extrem eingeschränkt. Oft habe ich mich gefragt: Was macht das Leben so noch lebenswert? Meine Mutter hatte da offenbar Antworten. Sie wollte nicht sterben - vielleicht weil sie nicht an eine Ewigkeit glauben konnte oder auch weil sie so sehr am Leben hing. Geistig war sie ja auch meistens voll da. Sie war eine bemerkenswerte Frau. Vor allem bewundert habe ich, dass sie nie klagte und jammerte. Es ging ihr schlecht, aber sie nahm es hin. "Man kann ja doch nichts machen!" 

Anders als viele andere alte Leute war sie immer an ihren Besuchern, der Familie und mir interessiert und ihre Themen kreisten nicht ständig um sich selbst. Sie hörte gerne zu, sah sich Fotos an und ließ sich im Geiste mit nach Indien oder Ägypten nehmen. Ich weiß, dass sie selbst auch gerne solche Reisen gemacht hätte. Ihr Leben war jedoch vor allem von bodenständiger harter Arbeit geprägt. Aus Thüringen ins Teufelsmoor, ein Urlaub in Österreich, zur Tulpenblüte nach Holland ... das wars dann auch. Aber an meiner Mutter sieht man deutlich: Das Lebensglück leitet sich woanders ab. Vielleicht hätte sie es noch nicht einmal als "Glück" bezeichnet, sondern von "Zufriedenheit" gesprochen. Und vielleicht hat sie ja Recht: Zufriedenheit ist eine, vielleicht sogar die höchste, Form des Glücks.

Ich bin in Trauer. Weniger wegen ihr. Sie weiß und sieht jetzt, was ich nur glauben und hoffen kann. Ich traure vermutlich mehr um mich selbst. Nun stehe ich in der letzten Reihe.